Geschichte Fronleichnams

Das Wort "Fronleichnam" geht auf den mittelhochdeutschen Ausdruck "vrône lîcham" zurück, was "des Herren Leib" bedeutet. Und das wiederum verweist auf das, was die katholische Kirche an diesem Tag zelebriert: Auf Lateinisch wird das Fronleichnamsfest "Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sanguinis Christi" genannt. Übersetzt ins Deutsche heißt das "Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi". Gefeiert werden demnach der Körper und das Blut von Gottes Sohn.
Innerhalb der Liturgie, der Gesamtheit der religiösen Riten und Feiern, heißt das Fronleichnamsfest "Hochfest des Leibes und Blutes Christi". In einigen Regionen wird es zudem Blutstag oder Prangertag genannt.
Im Englischen lautet der Name dieses Fest im Übrigen "Corpus Christi" und im Italienischen "Corpus Domini". An diesen Beispielen wird erkennbar, dass die lateinische Bezeichnung die Wurzel für die Bezeichnung von Fronleichnam ist. Und Latein ist schon sehr lange die Sprache des Christentums.

Die Vision von Fronleichnam
Zum ersten Mal wurde Fronleichnam als Fest der leiblichen Gegenwart Christi 1246 begangen. Das war im Bistum Lüttich. 18 Jahre danach hatte Papst Urban IV. (vor 1200 bis 1264) das Fronleichnamsfest zum Fest der Gesamtkirche erklären lassen. Hintergrund dafür ist eine Erscheinung der später heiliggesprochenen Augustinerchorfrau Juliana von Lüttich (vor 1192 bis 1258), die sie 1209 hatte.
Die Heilige berichtete, dass sie den Mond gesehen habe, der an einer Stelle verdunkelt gewesen sei. Jesus Christus habe ihr dann erklärt, was es damit auf sich habe: Der Mond symbolisiere das Kirchenjahr und die dunkle Mondstelle das Fehlen eines Altarsakramentfests. Doch Papst Urban bevorzugt in seiner Begründung dafür, warum Fronleichnam ein Fest der Gesamtkirche werden soll, dass das Fest den Triumph über die Ketzerei repräsentieren könne.
Thomas von Aquin (um 1225 bis 1274) war es, der für das Fest (lateinische) Hymnen für Stundengebet und Messe schrieb, die eine große Bedeutung für Fronleichnam bekamen: "Panis angelicus", "Pange lingua", "Adoro te devote", "Verbum supernum prodiens" sowie eine Sequenz namens "Lauda Sion".

Die ersten Prozessionen in Deutschland
Im bayerischen Benediktbeuern wurde die erste Sakramentsprozession 1273 durchgeführt. In Köln begann man 1279 mit der Tradition des feierlichen Zugs. In puncto prunkvoller Charakter war die Fronleichnamsprozession bis dato im 17. und 18. Jahrhundert am eindrucksvollsten. In München war es so, dass sich der Prozessionszug entlang der der Stadtmauer erstreckte: An den vier Stadttoren - Schwabinger Tor, Isartor, Sendlinger Tor und Karlstor - wurden die vier Evangelien verlesen.

Mit Mist gegen Fronleichnam
Die Anhänger der Reformation mit Martin Luther (1483 bis 1546) an der Spitze lehnten das Fronleichnamsfest ab, weil es sich anhand der Bibel nicht begründen lasse. Luther sprach diesbezüglich sogar von Gotteslästerung: "An keinem Fest wird Gott und sein Christus mehr gelästert, denn an diesem Tage und sonderlich mit der Prozession. Denn da tut man alle Schmach dem heiligen Sakrament, dass man’s nur zum Schauspiel umträgt und eitel Abgötterei damit treibet".
Das Konzil von Trient als Versammlung katholischer Geistlicher, das von 1545 bis 1563 durchgeführt wurde, bestätigte das Fronleichnamsfest. Zugleich pushten die Bischöfe und anderen hohen Kleriker das Fest - aus heutiger Sicht - zu einer Art Anti-Reformations-Demo.
Daraufhin kam es in einigen Gegenden, in denen Katholiken und Protestanten leb(t)en, dazu, dass die protestantischen Bauern den Mist ihrer Tiere an Fronleichnam auf den Feldern ausbrachten: Mit dieser Geruchsbelästigung wollten sie die Prozessionsteilnehmer provozieren. Die Retourkutsche durch die katholischen Bauern erfolgte am Karfreitag.

Aufklärung kontra Fronleichnam
Während der Phase der Aufklärung wurde die Fronleichnamsprozession erneut kritisiert. Die Anfeindungen richteten sich nicht nur gegen den kirchlichen Pomp, sondern beispielsweise auch gegen das massenhafte Abholzen von Birken und gegen das Abfeuern von Salven. So wurden etwa im Kurfürstentum Bayern Maskierungen und sogenannte lebende Bilder bei Fronleichnamsprozessionen im Jahr 1781 verboten. Kurz darauf war zudem das Schießen nicht mehr gestattet. 1803 folgten weitere Verbote. Im bayerischen Landshut wurde 1807 auf königlichen Befehl hin kurzer Prozess gemacht mit dem besonders feierlichen Tross: Neun ausstaffierte Reiter und 36 edel geschmückte junge Männer, die in den Augen der adligen Führung nichts Religiöses repräsentierten, durften nicht mehr zugegen sein.

Fronleichnam seit dem 20. Jahrhundert
Als die Nationalsozialisten das Sagen hatten, verstanden viele Katholiken die Fronleichnamsprozession als eine Demonstration ihres Glaubens und als Protest gegen Weltsicht und Regieren der Machthaber.
Im Jahr 1959 erklärte die römische Ritenkongregation, dass der Fronleichnamszug keine Liturgie ist. Damit falle er als sogenannte fromme Übung in den Zuständigkeitsbereich der Bischöfe.
Heutzutage wird an Fronleichnam vor allem die Verbindung zwischen heiliger Messe und Prozession hervorgehoben.